Rhein-Zeitung

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Süffiges „Flutbier“ füllt den Spendentopf

Getränkehändler Michael Juchem aus Heimersheim bietet extra gebrautes Landbier, Radler und einen Secco an.

Heimersheim: Zum „Wandern für den Wiederaufbau“ gehört schon länger auch das „Trinken für den Wiederaufbau“. Den bundesweiten Verkaufsschlager „Flutwein“ hat der Heimersheimer Getränkehändler Michael Juchem für Freunde des Gerstensaftes um eigenes gebrautes „Flutbier“ ergänzt – rechtzeitig zum ersten wieder gefeierten Maifeiertag nach der Corona-Pause. Der Verkaufserlös des „Flutbiers“ wird mit Schwerpunkt an Gastwirte gehen, deren Betriebe von der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Sommer betroffen sind oder von der Flut gar zerstört wurden. Gefördert werden zudem Gaststätten, denen die CoronaSperren zugesetzt haben. Der Getränkevertrieb Michel von Michael Juchem mit Fest- und Gastroservice liegt im Gewerbegebiet an der Heimersheimer Wiesenstraße direkt an der Ahr. Er wurde in der Flutnacht massiv betroffen. Die Lagerflächen und -hallen sowie Büros wurden von Wasser und Matsch überspült, Leergut von der Flutwelle mitgerissen. Volle und leere Flaschen sowie Kisten fanden sich links und rechts in den Ahrauen, auf Wiesen, Feldern und in Gärten ahrabwärts bis hinab nach Sinzig. Mit 350 000 Euro beziffert Juchem allein den Leergutschaden. Der Großteil musste zunächst mühsam aufgesammelt und dann als „kontaminierte Lebensmittelverpackung“ entsorgt werden – ohne Pfandgeld für Flaschen und Kästen. Beim Aufräumen im Betrieb und drum herum konnte Michael Juchem auf viele freiwillige Helfer setzen und erkannte, wie wichtig in einer solchen Katastrophensituation die Hilfe ist. Er erkannte auch schnell, dass viele seiner Kunden – Privatleute, Gastronomen und Vereine – im Ahrtal ebenso betroffen sind und ebenfalls Hilfe brauchen. Möglichst nachhaltig und lange. Den „Flutwein“ gab es schon, und Michael Juchem spricht von „seiner Getränkekompetenz“, mit der er helfen wollte. Bereits an Weihnachten hatte er 400 Flaschen „Flut-Secco“ mit eigenem Etikett und dem „SolidAHRitäts“-Logo abfüllen lassen. Mit eigens erstellten „Flutengel-Schiefertafeln“ und Tafeln, die als Pegelstandsanzeige für den 14./15. Juli im Haus montiert werden können, gingen sie als Dankeschön an Helfer vor allem aus Heimersheim. Auf den Secco, den es weiterhin gibt, setzte der Getränkehändler dann die Bieridee, um die Gastrohilfe im großen Stil weiterführen zu können. „Wir hatten Kontakt zu mehreren Brauereien und haben Kostproben angefordert“, berichtet er. Dabei setzt er auf die „helle Welle“, die derzeit beim Genusstrinken herrsche: weg von Alcopops und den Biermischgetränken hin zu „bayrischem Hellbier“, wie es der Experte beschreibt. Deshalb ist das „Flutbier“ ein helles Landbier, „das mit seinem vollmundigen, süffigen Geschmack überzeugt“, wie die Werbung schreibt. Dazu gibt es noch ein Radler. Natürlich mit entsprechendem Ahrtalmotiv auf dem Etikett und begleitet von einem Internetauftritt unter www.flutbier.de. Da wird über die Spendensumme berichtet, und es werden die Verkaufsstellen benannt. Gebraut und abgefüllt wird das Ahrtalbier in der Koblenzer Brauerei, die mit dem Bier, der Logistik und dem Versprechen, schnell nachliefern zu können, gestochen habe. Die 0,33-Liter-Flache gibt es im handlichen Sechserpack und in einer eigens kreierten 24er-Kiste zum marktüblichen Bierpreis. „Der Erlös unseres „Flutbiers“ kommt anteilig den Betroffenen zugute“, wobei Juchem das nicht etwa über einen Solidaritätsaufschlag beim Verkaufspreis macht, sondern an der eigenen Gewinnspanne knabbert und spendet. Er garantiere ein völlig transparentes Spendensystem, welches jederzeit nachvollzieh- und prüfbar ist. Es habe viele Gespräche unter anderem mit den Wiederaufbauorganisationen bis hin zu Ministerpräsidentin Malu Dreyer gegeben, um später die Spendenverteilung gut organisieren zu können. Die Federführung hat der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, wobei aber auch Gastwirte, die nicht Mitglied oder auch von der Flut nicht betroffen sind, profitieren sollen. Über Ortsvorsteher und Ortsbürgermeister soll in den kommenden Wochen die Lage an Ort und Stelle abgefragt werden, um schließlich ohne Steuerprobleme über ein gemeinsames Gremium immer wieder Geld verteilen zu können. „Die „Flutbier“-Aktion wird so lange laufen, wie der Aufbau läuft“, versichert der Heimersheimer. Pro verkauftem Kasten werden 4 Euro, für jeden Sixpack und jede Secco-Flasche 1 Euro in den Spendentopf gezahlt. Dass der Flut-Gerstensaft eine weitere Ahrtalerfolgsgeschichte wird, zeichnet sich nach dem Maiwochenende ab. Mehr als 30 Veranstaltungen hat Juchem mit dem Extrabräu beliefert, das die Biertrinker wohl überzeugt hat. Beim Maibaumstellen in der Kreisstadt wurde nachmittags noch „Flutbier“ nachgeordert. Dafür ließen die Gäste offensichtlich das traditionelle Kölsch eher stehen.

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